Octomore - Masterclass 8.2 mit 167 ppm und 58,4%

Octomore – Masterclass 8.2 (8 Jahre, 167 ppm)

Yo yo… heute mal ’ne richtige Rauchbombe. Genauer ein Single Malt Scotch aus einer der bekanntesten Abfüllungen überhaupt. Fast schon legendär. Wo immer (beginnende) Whiskykenner beisammen sind, und man sich über rauchige Whiskys austauscht, kommt früher oder später die Frage: „Habt ihr schon den Octomore probiert? Das ist der rauchigste Whisky, den es auf der Welt gibt!!!!!111elf“. Die Situation kennt ihr, oder?

Genauer gibt es DEN Octomore gar nicht… Octomore ist eine Serie der Bruichladdich Brennerei, die auf Islay ist, Benannt nach der Brennerei „Octomore„, die aber schon seit Mitte des 19. Jahrhundert dicht gemacht hat. Ironischerweise füllt Bruichladdich unter dem eigenen Namen kaum Whisky ab, der mit getorften Malz gebrannt wurde. Darf man auf Islay überhaupt nicht-rauchige Whisky herstellen, ist das nicht Blasphemie??? Nein, ist es nicht, man darf auch ohne Torfrauch Whisky herstellen 😛

Aber zurück zum Octomore… tatsächlich weltrekordverdächtigt ist der Phenolgehalt des Malzes nach dem Trocknen über Torfrauch, also bevor es vermaischt und vergärt wird. Beim bisher „krassesten“ Octomore – Masterclass 8.3 sind es 309,1 ppm (Phenolgehalt, ppm = part per million… ahso: Es geht nicht um die eine Verbindung Phenol, sondern um die Gruppe der Phenole). Andere rauchige Whiskys verwenden Malz, das ein Phenolgehalt nach dem Trocknen von 30 bis 60 ppm aufweist.

Das bedeutet aber auch, dass einiges von den Phenolen verloren gehen wird… es wird ja schließlich noch vermaischt, gegärt, gebrannt und dann letztlich noch im Fass gereift. Man sollte also nicht erwarten dass man das zehnfache des Raucharomas in die Visage geblasen kriegt wenn man am Dram schnüffelt…

So… da bin ich mal wieder etwas vom Thema abgekommen… wir waren bei Octomore: Octomore gibt es mittlerweile in der 9. Serie. Jeder Serie hat verschiedene Varianten, hauptsächlich unterschieden durch die Fassreifung und dem Phenolgehalt des Malzes (richtig, vor dem Maischen.). Dazu kommt ab und an noch eine Sonderedition raus, der Octomore – 10 Years. Aktuell gibt es, glaube ich, die dritte Edition.

Ich hab heute mal wieder den Octomore – Masterclass 8.2 bei mir Glas. Er hat(te) zwar keine 309,1 ppm wie sein großer Bruder, aber immerhin noch stattliche 167 ppm. Er wurde 2008 destilliert, reifte dann in einer ganzen Reihe von Weinfässern (u.a. Sauternes- und Desserweinfässer), wurde dann nach 8 Jahren abgefüllt und kam zu mir mit stattlichen 58,4 % vol. Also ordentlich Bumms für den Kreislauf… Für ihn habe ich damals 138,90 € auf den virtuellen Tisch gelegt.

Meine aktuelle Octomore Ausstattung… mit übertriebenen Instagramfilter 😉

Schreiten wir zur Tat…

Farbe:

Lecko mio, welch schmackhafte Farbe! Dunkles Bernstein, rötlich. Yummy!!! Und soweit ich weiß, auch noch ungefärbt!

Geruch:

Puh! Kaum nehme ich das Deckelchen vom Glencairnglas, strömt mir schon das Raucharoma in die Nase. Wenn der erste Rauch weggeatmet ist, kommen dann sofort die fruchtigen Noten. Ich nehme Beeren war, Trauben und Kirschen. Dazu noch etwas Eiche. Und immer präsent ist der Rauch, aber nie so sehr dass man panisch die Feuerwehr rufen möchte. Er ergänzt sehr gut die Fruchtnoten. Und obwohl das Ding 58,4% Alkohol hat, nimmt man den kaum war. Ob da wohl die olifaktorische Wahrnehmung eine Rolle spielt und der „Rauchgeruch“ den bösen Alkohol übertüncht weil er gefährlicher wirkt? 🙂

Geschmack:

Bämm! Zuerst kommt der Geschmack von reifen Früchten auf die Zunge. Very angenehm! Dann wird die Zunge und der Gaumen pelzig vom Rauchgeschmack. Die Fruchtnoten sind aber immer deutlich präsent! Man schmeckt die Eiche von den Fässern. Insgesamt wirklich eine Geschmacksexplosion im Mund, begleitet oder sogar unterstützt vom Rauch. Echt Gut!

Abgang:

Woohooo! Die Früchte rauschen langsam herunter, begleitet vom Rauch. Die Zunge ist noch mollig warm eingehüllt vom Torf. Es fühlt sich fast schon so an, als würde der Geschmack dickflüssig den Rachen herunterlaufen – obwohl der Whisky schon im Magen ist. Im Mundraum bleibt ein Geschmack von fruchtiger Asche, aber sehr angenehm. Erst wenn er den Mundraum verlassen hat, und die Zunge wieder weniger pelzig ist, nehme ich den Geschmack vom Alkohol war. Er wärmt definitiv 😉

Gesamteindruck:

Leute, was soll ich sagen? Der Octomore ist einfach echt deluxe. Wenn man ihn nicht probiert hat, erwartet man, dass man nur Rauch schmecken würde, der den Mundraum betäubt. Dem ist aber bei weitem nicht so! Dieser Octomore knallt euch ne Ladung Obst in den Mund und wirft noch ne Rauchgranate hinterher, ohne zu aufdringlich zu wirken. Da gibt es Single Malts von Islay, die weniger Phenolgehalt haben, aber krasser nach Rauch schmecken. Ein sehr guter Geschmack, ich war richtig positiv überrascht beim ersten Dram. Geil. Very Geil.

Kaufempfehlung:

Auf Jeden Fall! Okay, etwas differenzierter… Letzlich ist er mit 8 Jahren recht jung… und für 8 Jahre einen Preis von über 130 Euro aufzurufen… ist schon gewagt… Aber er schmeckt halt grandios!. Für Fans von rauchigen Whiskys: Definitv ja! Für den Ottonormalgenießer: Ja! Für Whiskyasten, die Rauchige nicht mögen: Eher nein. Für Sammler: Ja!
Ich selbst hatte den länger bei mir im Schrank stehen, weil ich respekt vor ihm hatte. Etwas zuviel Kult wird ja schon um den Octomore gemacht… letztlich war ich überrascht vom Geschmack. Ich würde ihn mir auf jeden Fall nochmal kaufen – wenn ich meine anderen Octomore Abfüllungen leer habe 😛 Und ob man jetzt wirklich soviel Geld auf den Tisch legen will, muss man selbst wissen. Preis-Leistung ist grenzwertig, aber er ist halt einfach sehr, sehr gut!

Einen gönne ich mir jetzt noch – Prost! 🙂