Aloha! Nach einer seeehr langen Zeit – die mir leider fehlte – endlich mal wieder ein (durchschnittlicher) Blogbeitrag 😉
Heute gibt’s mal wieder was für den Alltag, ohne übertrieben viel Geld hinzulegen: Der Glenfiddich – Malt Master’s Edition! Gleichzeitig ist das auch der Whisky hier im Blog der keine Alterangabe hat… ist das schlimm? Hmjoa, nicht unbedingt. Es ist ja schon länger so, dass immer mehr Brennereien Abfüllungen als NAS („No Age Statement“, also ohne Altersangabe) herausbringen. Sei es, weil die steigende Nachfrage nach Whisky es nicht zulässt, diese immer z.B. 12 Jahre oder mehr zu lagern, um der Altersangabe gerecht zu werden oder um die Möglichkeit haben ältere Whiskys mit jungen zu verheiraten um zum Teil wirklich schmackhafte Single Malts zu kreieren. Wenn sie auf solchen Abfüllungen (also alt und jung gemischt) das Alter aufs Etikett schreiben, würden sie die meisten ganz schön vergraulen, weil sie gesetzlich dazu verpflichtet sind, das Alter des JÜNGSTEN Whiskys zu nennen, falls sie eine Alterangabe machen wollen… Wenn sie also einen 22- und 6 -jährigen verheiraten und eine Altersangabe machen wollen, müssten sie angeben dass er 6 Jahre gereift ist. Viele Käufer würden den erstmal liegen lassen, weil sie keine Ahnung haben dass auch ein 22-jähriger drin steckt. Darum packen die Brennereien bei manchen Kreationen keine Altersangabe drauf und verkaufen in einfach als NAS mit einem Fancy Namen…
… okay okay… NAS, weil man leckere Kreationen aus alten und jungen Whiskys machen will wäre natürlich der Idealfall. Ein anderer – und auch nicht seltener – Fall ist der, dass die Brennereien einfach mehr verkaufen wollen, und daher viele junge Malts verkaufen wollen, weil sie einfach keine Möglichkeit haben diese länger lagern zu können, ohne auf die Einnahmen zu verzichten…
Ich lasse mal offen welcher Fall auf diesen Single Malt zutrifft… Das war jetzt auch schon wieder sehr weit ausgeholt… vielleicht sollte das ein eigener Beitrag werden 😉
Zurück zum Thema…
Mal ein paar Grundinfos zu Brennerei: Die Glenfiddich Destillerie liegt in der Speyside, genauer in Dufftown, wo auch weitere Brennereien ihren Sitz haben, u.a Mortlach und Balvenie. Letztere gehört der Eigentümerfamilie von Glenfiddich. Eigentümerfamile? Jap, Glenfiddich ist immer noch unabhängig von Konzernen und wird noch selbst geführt. Glenfiddich war es auch, die ab den 1960er angefangen, Single Malts auch wieder als „Single Malt Whisky“ zu vermarkten – davor wurden Whiskys fast ausschließlich als Blends verkauft.
Auf meiner letzten Schottlandreise 2017 habe ich auch einen halt bei Glenfiddich gemacht. Das Besucherzentrum ist gut organisiert, es gibt viele Führungen mit einer anschließenden Verkostung. Highlights sind u.a. dass man durch verschiedene Lagerhäuser geführt wird, wo einem auch das „Solera Vatted“-Verfahren erklärt wird, das bei einigen Abfüllungen von Glenfiddich benutzt wird, z,B. beim Glenfiddich 15 Jahre Solera VAT. Auch sehr schön war der Gang durch die laufende Destillationshalle, die man vom Startpunkt auch fotografieren durfte. Dann wurde man gebeten zügig durch die Halle zu schreiten und nicht zu fotografieren (Stolpergefahr durch Ablenkung), während links und rechts von Einem die Brennblasen liefen. Neben der Hitze war auch durchaus ein netter Duft von Alkohol in der Luft … 😉 Man durfte auch noch kurz durch ein Besucherschaufenster in die Abfüllung schauen, welche aber leider damals nicht lief. Am Ende der Tour gab es noch eine Verkostung mit vier Abfüllungen. Insgesamt ist es eine Tour wert, weil man durch einen laufenden Betrieb schreiten kann!
Und nun zum Wesentlichen: Ich gebe zu, dass ich den Glenfiddich Malt Master’s Edition gekauft habe, weil ich erstens noch einen weiteren Glenfiddich in meiner Sammlung haben und probieren wollte und zweitens den Mindestbestellwert für eine Versandkostenfreie Lieferung noch nicht erreicht habe… Ich habe mir auch keine großen Hoffnungen gemacht. Letzlich wurde er bei einem Tasting in kleiner Runde bei mir geöffnet. Zu seinem Pech hatten wir davor schon einige „Granaten“ im Glas gehabt, sodass die Erwartungen letzlich zu hoch waren und der Whisky ihnen nicht gerecht werden konnte. Er wurde von uns als „durchschnittlich“ bewertet.
Hinterher habe ich ihn immer wieder mal im Glas gehabt, um ihm immer wieder eine Chance zu geben, Dieses mal sogar mit Verkostungsnotizen. Also schreiten wir zur Tat!
Ich habe ihn damals für 37,90 € ergattert und er kam mit 43 vol. % daher. Er wurde von Glenfiddichs Malt Master Brian Kinsmann kreiert. Der New Make wird in Eichenfässern gereift und erhält danach ein Finish in Sherryfässern. Die Abfüllungen enthalten auf dem Etikett auch eine Angabe über das jeweilige Batch, ich habe den Batch #06/16 im Glas gehabt.
Farbe:
Eher Dunkel, bernsteinfarben. Hoppla… Da ist ja Farbstoff drin…sowas…. 😛
Geruch:
Sehr fruchtig, leicht. Vielleicht etwas Vanille und Schoko. Hab ich schon leicht erwähnt?! Etwas Holz, aber mein Rüssel schnüffelt gerade etwas Alkohol… Nach hinten raus kommen noch ein paar Nuancen mehr. Vielleicht Kirsche?
Geschmack:
Leichter Schwall von Früchten, leichter Geschmack von dunkler Schokolade und Vanille. Dann kommen die Eichennoten, dahinter aber leider schon der Alkohol, der relativ deutlich präsent ist. Würzig. Etwas mehlig? Und etwas Sahne? Randnotiz: Auf der Verpackung steht etwas von Hochzeitstorte… Wenn ich so drüber nachdenke, erinnert es mich an eine schwedische Prinzessinnentorte, die bunten Dinger in Marzipanhülle. Torte in einem Whisky – will man mehr? Najo, wenn’s sein muss 😉
Abgang:
Eher kurz, etwas Frucht und Holz bleibt am Gaumen kleben, trocken. Keine lange Gaumenfreude…
Gesamteindruck:
Ach… Bassd scho. Nichts aufregendes, nichts schlechtes. Ein Whisky den man sich Mal einfach so einschenken kann, wenn man sich nicht entscheiden kann welchen Single Malt man sich gerade genehmigen soll. Insgesamt eher dünn und leicht. Leider nicht mein bester Kauf, aber auch nicht der Schlechteste. Ingesamt ist er mir nicht rund genug, sogar etwas fuselig am Ende.
Kaufempfehlung?
Hm…najo… Also ich würde ihn mir nicht mehr kaufen, da ich mindestens ein Dutzend andere Single Malts kenne, die ungefähr das Gleiche kosten und mehr Spaß machen. Für Einsteiger lass ihn noch durchgehen, auch als Geschenk für Einsteiger und Sammler, die Glenfiddich lieben. Also „ja“für Glenfiddich Fanboys, „ja“ für Einsteiger, die erstmal rundverkosten wollen und sich ne Sammlung für Vergleiche anlegen wollen. Viel falsch machen kann man mit ihm aber nicht und der Preis ist in Ordnung.