So, jetzt gibt’s mal wieder einen Speysider zur Verkostung: Den Benromach 10 Jahre.
Die Brennerei Benromach hat eine recht bewegte Vergangenheit seit ihrer Gründung 1898. Verschiedene Eigentümerwechsel, ein paar Stilllegungen… also nichts was besonders viel Spaß macht. Die letzte Stilllegung war 1983. Danach wurde die Brennerei vom heutigen Diageo Konzern übernommen, die dann auch die Brennblasen demontiert haben. 1993 funkte dann Hoffnung durch als der unabhängige Abfüller Gordon & MacPhail die Brennerei und die Lagerbestände aufkaufte. Über Jahre wurde die Destillerie renoviert, mit neuen Brennblasen versehen und seit 1998 ist sie wieder im Betrieb – zum Glück, wie ich sagen muss!
Oh, eine Besonderheit der Benromach Destillerie ist, dass sie für die Speyside atypisch leicht getorftes Malz nehmen, um etwas Rauch in die Malts zu kriegen.
Ich sehe Benromach generell als kleinen Geheimtipp. Auch ich bin durch Zufall auf die Brennerei aufmerksam geworden… naja ok, ich wurde eher geblendet von den gold-blauen und mit Prägungen versehenen Geschenkverpackungen 😉. Die haben sich das Verpackungsdesign sicher ordentlich was kosten lassen. Sehenswert sind sie auf jeden Fall. Aber es geht ja nicht um Verpackungsdesign…
Jedenfalls… meine erste Flasche Benromach 10 Jahre hab ich mir damals bei einem Onlinehändler gekauft. War in einer Aktion, war geblendet vom Design, hab mir ein paar Bewertungen von unterschiedlichen Quellen durchgelesen und war dann neugierig. Der Kaufpreis lag damals rund 31 Euro, also auch nicht sonderlich viel, im Moment gibt’s den so ab 35 Euro. Schreckte aber auch gleichzeitig etwas ab: Kann man für den Preis einen guten Single Malt kriegen?
Der Benromach 10 Jahre kommt in einer 700ml Flasche und wurde auf 43% vol. auf Trinkstärke verdünnt. Es gibt übrigens noch den muskulöseren Bruder: Der Benromach 10 Jahre 100° Proof ist zwar genauso lang gelagert, kommt aber mit satten 57% vol. zu dir nach Hause. Den verkoste ich hier auch noch demnächst 😉. Gereift wurde der 10er in Bourbon- und zu 20% in Sherryfässern. Als ich den Benromach 10 Jahre damals mit ins Büro zur Verkostung mitgebracht habe, fand der auch bei den Kollegen guten Anklang – auch wenn beim Riechen, erstmal der Rauch bemerkt wurde. Beim Geschmack waren dann doch positiv überraschte Gesichter dabei. Auch im Freundeskreis hab ich schon ein paar Leute mit dem 10er begeistern können, was dazu geführt hat, dass sich diese Flasche nun auch in anderen Regalen wieder findet…
Und ein Schmankerl gibt es noch: Er wurde NICHT GEFÄRBT! So ein ehrlicher, junger Whisky! Und ich hatte schon die Hoffnung in die Jugend aufgegeben…
Auf geht’s…
Farbe:
Golden, ohne Farbstoff! 😊 Wie die Verpackung…
Geruch:
Leichter Rauch kommt gleich entgegen, aber nicht krass, dass es abschrecken würde! Danach eine weiche, fruchtige Süße vom Bourbon- und Sherryfass und etwas Holz.
Geschmack:
Der Rauch ist nur kurz da, streichelt kurz die Zunge und macht dann Platz für die anderen Aromen. Süße Früchte, nicht fuselig. Vielleicht etwas Karamell, dunkle Schokolade, etwas mehlig. Ich vergleiche die Art vom Schokoladenaroma immer gern mit den Schokostückchen, die man auch in Haferflocken finden kann, die haben auch so eine gewisse „Mehligkeit“.
Abgang:
Kurz- bis mittelanger Abgang, die Aromen verschwinden leider doch schneller als gedacht, nur das leichte (!) Raucharoma bleibt noch etwas länger. Im Nachklang hat man dann auch eine gewisse Alkoholnote.
Gesamteindruck:
Yummy! Also echt jetzt. Für den Preis ist das ein klasse Single Malt. Für 10 Jahre ist er geschmackvoll und schmeckt nicht so nach „Fusel“ wie man bei dem Alter erwarten könnte (und bei anderen erlebt). Die Aromen sind da, gut abgestimmt, leider nicht so kraftvoll, wie man es sich wünschen könnte. Aber insgesamt sehr rund!
Kaufempfehlung?
Alter, ja!! Definitiv eine Kaufempfehlung! Das ist einer der jüngeren Whiskys, die ich mir immer wieder ins Regal stellen würde. Ohne Diskussion. Mit dem kann man alles andere als etwas falsch machen. Tatsächlich werde ich mir demnächst eine weitere Flasche besorgen, weil sich meine aktuelle wieder dem Ende nähert. Zum Verkosten und Genießen oder einfach mal so am Abend. Geht immer und macht Spaß! Meiner Meinung nach immer noch ein kleiner Geheimtipp!