The Macallan – Fine Oak 12 Jahre

Kommen wir zu einem ungetortfen Whisky, der vor allem bei mir im Freundeskreis für Begeisterung und Hamsterkäufe sorgt, sobald ein Sonderangebot in der Luft liegt: The Macallan Fine Oak 12 Jahre.

Die The Macallan Destillerie liegt in der Region Speyside und wurde 1824 in Craigellachie (jaaaa richtig, es gibt auch eine Brennerei mit diesem Namen) gegründet. Seitdem hat sie auch mehrere Male den Besitzer gewechselt und gehört seit rund zwei Jahrzehnten zur Edrington Group, zu der auch die Brennereien Highland Park, The Glenrothes und noch weitere internationalen Spirituosenmarken gehören.

Die Single Malt Whiskys der Brennerei haben sich über die Jahre quasi zu einer Luxusmarke entwickelt. Die Preise für die Abfüllungen steigen stetig. Noch vor ein paar Jahre konnte man die beliebten Standardabfüllungen für unter 50 Euro erwerben… Jetzt zahlt man beispielsweise für den The Macallan Sherry Oak 12 Jahre hierzulande teilweise über 80 Euro und mehr… und nein, das kann man nicht allein durch Inflation rechtfertigen. Durch geschicktes Marketing und Produktplacement in diversen erfolgreichen Filmen und Serien wurde – meiner Meinung nach – eine Kultmarke erschaffen, die ordentlich nachgefragt wird. Vor allem in Asien wird seit Jahren der Scotch von The Macallan gern und häufig gekauft, was wohl auch dazu geführt hat dass die Standardabfüllungen hierzulande teurer und teilweise mit weniger Volumenprozent (also verdünneter) in die Flaschen kommen.

Meine ersten zwei Macallans (Sherry Oak 12 Jahre und Double Cask 12 Jahre) habe ich auch nicht hierzulande geschossen, sondern im Urlaub 2017 in Schweden. Moment… Schweden, wo der Sprit so teuer ist? Ja, Schweden! Überraschenderweise waren die beiden Macallans dort im staatseigenem Monopolschnapsladen Sytembolaget deutlich günstiger als in Deutschland (und ist es laut Website immer noch, hab gerade nachgesehen). Umgerechnet 52 Euro bzw. 47 Euro (ich liebe meine Whiskydatenbank 😊 ) habe ich hingelegt, während die Preise hierzulande schon ein paar Dutzend Euro höher waren…

Danke nochmal an Maddin, dass er mich damals drauf hingewiesen hat! Er ist sehr wahrscheinlich auch der Grund warum der Freundeskreis vom The Macallan Fine Oak 12 Jahre angefixt ist und alle förmlich ausflippen wenn es mal wieder ein Sonderangebot gibt. Seit einiger Zeit versuche ich die Geschmäcker weiter zu diversifizieren, aber es geht schleppend voran 😉

So kritisch ich auch gegenüber den Preisen von The Macallan bin, muss ich doch eines hervorheben und loben: Die Brennerei färbt nicht mit Zuckerkulör! Was wie eine Lappalie klingt, sollte durchaus zur Kenntnis genommen werden. Selbst andere Platzhirsche wie Glenfiddich (die den „Single Malt“ als erstes vermarktet haben), Lagavulin, Aberlour oder Laphroaig geben gern den einen oder anderen Tropfen Zuckerkulör (Lebensmittelkennzeichnung E150) dazu um die Farbe kräftiger zu machen als sie ist. Versteht mich nicht falsch, ich gehöre nicht zu denen die meinen dass der Farbstoff den Geschmack verändert. Aber ich finde es dennoch schade, dass man teilweise echt gute, schmackhafte Single Malts verkostet, man sich aber nicht an der Farbe erfreuen kann, wenn man weiß dass diese verfälscht ist… Darum: Respekt!

Was gibt’s noch zu sagen… will ja nicht mein ganzes Macallan-Pulver für einen Beitrag verschießen… Ah, genau! Der Fine Oak 12 Jahre wird wohl früher oder später durch den Triple Cask 12 Jahre ersetzt werden. The Macallan hat in den letzten Jahren des Öfteren die Produktpalette geändert, wollte erfolgreiche Abfüllungen einstampfen (z.B. The Macallan Sherry Oak 12 Jahre) – was wohl auch zum Preisanstieg beigetragen hat – und hat vor ein paar Jahren die 1824er Serie (mit den Abfüllungen Amber, Gold, Sienna und Ruby… die Namen beschreiben gleichzeitig auch die Farben) gelaunched. Gemein hatten alle vier Abfüllungen, dass sie ohne Altersangabe (NAS, also „No Age Statement“) auf den Markt kamen. Die Preise wurden etwas vernünftiger, den Amber gab es schon für ca. 40 Euro und ging hoch bis zum Ruby für ca. 190 Euro.

Der Verzicht auf die Jahresangabe wurde von The Macallan-Fans kritisch aufgenommen. Schließlich ist meist der erste Gedanke: „Waaas? Keine Jahreszahl? Da hat man bestimmt wieder 3 bis 8 Jahre alte Fässer zusammengekippt und verkauft die Plörre für den Preis eines Jahresabos von Netflix!!!11einself“. Ja, auch ich denk mir das noch ab und zu bei manchen Single Malts. Und tatsächlich hat The Macallan auch jüngere Malts aus dem Lager hergenommen. Letztlich haben sie es aber meiner Meinung nach ganz gut geschafft Single Malts mit NAS auf den Markt zu bringen, die sich nicht verstecken müssen! Aber dazu kommen wir ein anderes Mal…

Da ich jetzt schon die 1824er Serie erwähnt habe, muss ich auch noch sagen, dass die Serie auslaufen wird. 😉 The Macallan wirft wieder eine ganze Reihe Standardabfüllungen auf den Markt mit Jahresangabe, darunter eben auch der Sherry Oak 12 Jahre, Double Cask 12 Jahre und so weiter… Und der Fine Oak wird wohl früher oder später nur noch als Triple Cask erhältlich sein.. aber hey! Was soll’s? Hauptsache es schmeckt – und knallt!

So… jetzt aber genug von meinem Blabla… kommen wir zur Verkostung…

Eines muss ich doch nur erwähnen bevor wir zur Kür kommen: Meine Flasche war ein Geschenk meiner Freunde, anlässlich des ersten Whiskytastings bei mir! Danke dafür!!

Und jetzt nochmal ein paar Grunddaten… Die verköstigte Flasche hatte (höhö) 700ml Inhalt und wurde mit 40% vol. abgefüllt. Für die Reifung wurden Bourbon- und Sherryfässer verwendet.

Farbe:

Ich würde sagen, dass der Tropfen eine honiggoldene Farbe hat. Und ich muss nochmal hervorheben, dass der Scotch UNGEFÄRBT ist!

Geruch:

Yummy! Schöne, leichte Fruchtnoten schießen zuerst in die Nase, aber keineswegs fuselig. Danach kommt eine holzig-vanillige Note. Wohl von der Lagerung in den Bourbonfässer. Überlagert wird die Holznote aber von der süße der Sherryfässer. Aber keineswegs so dominant, wie bei anderen sherrygereiften Whiskys. Mir taugt der Geruch jedenfalls. Man riecht den Alkohol aber schon etwas raus.

Geschmack:

Das erste was mir einfällt ist: Dezente süße von verschiedenen Früchten, die durch den Mundraum wabert. Danach schmeckt man wie sich das Eichenholz der Fässer auf die Zunge legt, um auf sich aufmerksam zu machen („Hallo, i bims! Die Eichenlatte!“) und sie etwas pelzig und trocken macht, um kurz danach nochmal einen Schwung Süße in die Fresse zu spülen. Ja, doch. Kann man trinken und genießen!

Abgang:

Ein mittellanger Abgang. Für mich kommt am Ende der Alkohol etwas zu stark in den Vordergrund. Dennoch ist es schön wie das Eichenholz nochmal die Zunge und den Rachen hinunterrutscht, getragen von verschiedenen süßen Aromen. Okay, der Abgang ist nicht kurz, aber auch nicht lang… dennoch bleibt ein leichter, aber leckerer Geschmack im Mund.

Gesamteindruck:

Rund. So fass ich es mal zusammen. Die Süße passt, eine schöne Eichennote, macht Spaß zu trinken und er ist nicht gleich nach dem Schlucken verschwunden. Ich kann schon irgendwie verstehen warum er so beliebt ist – er hat kaum Ecken und Kanten.

Kaufempfehlung?

Ja… doch. Ich würde ihn mir wieder kaufen wenn meine aktuelle Flasche leer ist. Ein schöner Alltagswhisky, den man auch mal zu besonderen Anlässen trinken kann. Auch er gehört nicht zu meinen Lieblingswhiskys, aber er hat es trotzdem in meine persönliche „Guter Tropfen!“-Liste geschafft.

… Vielleicht bekomme ich bei meinem Tasting, den Fine Oak 18 geschenkt? 😉